Mit Holz arbeiten - allgemeine Ausführungstechniken
Einige grundlegende Arbeitstechniken
Diese grundlegenden Arbeitstechniken wiederholen sich bei fast allen
Arbeiten mit Holz. Sie sind deshalb hier vorangestellt. Das betrifft
vor allem das: Anreißen, Sägen, Hobeln, Stemmen, Bohren, Nageln,
Schrauben und Schleifen. Dies sind immer wiederkehrende Arbeiten und
sollten im Laufe der Zeit in „Fleisch und Blut“ übergehen.
Durch das Anreißen legen wir die Maße fest, die beim Sägen oder Hobeln
zu beachten sind, wobei der alte Grundsatz »besser zweimal gemessen
als zweimal gesägt« nicht vergessen werden sollte. Auf welche Weise
wir die Oberfläche behandeln ergibt sich aus dem Zweck: Holz, das dem
Wetter ausgesetzt ist, kann robuster sein als etwa ein Wandregal. Bei
dem einen kommt es also mehr auf seine Widerstandsfähigkeit an und
beim anderen mehr auf gutes Aussehen mit einwandfrei geputzter
Oberfläche. Holz lässt sich durch Nageln, Schrauben und Leimen
verbinden, oder die einzelnen Bauteile werden gezinkt, gezapft,
überblattet oder gedübelt usw. Das Nageln ist die einfachste
Verbindungsart; es beeinträchtigt jedoch, ebenso wie das Schrauben,
ziemlich stark das Aussehen der Oberfläche und eignet sich deshalb
mehr für gröbere Arbeiten. Eine „sauber“ ausgeführte Holz – Holz
Verbindung (Blatten, Zapfen, Zinken oder Falzen usw.) sieht jedoch
nicht nur gut aus, sondern zeugt auch von hohem Sachverstand und
handwerkliches Können!
Das Messen und Anreißen
Das Anreißen oder Anzeichnen, das heißt das Auftragen der Maße und
Maßlinien (Risse), geschieht mit einem spitzen Bleistift, Messer
oder der Reißnadel. Es erfolgt stets von einer geraden Kante, der
Bezugskante, aus; sie erhält das Winkelzeichen. Von der Bezugskante
aus erfolgt das »Anreißen von Länge« und das »Anreißen von Breite«.
Hilfsmittel beim Anreißen: Gliedermaßstab, Lineal, Richtscheit,
Anschlagwinkel, Streichmaß. Der Gliedermaßstab (veraltet: Zollstock)
wird an der Bezugskante angelegt, die Länge markiert und mit dem
Anschlagwinkel angerissen. Um möglichst genau zu messen, legt man
den Gliedermaßstab oft nicht bei Null, sondern absichtlich bei Eins
oder Zehn an und gibt das dann am Ende wieder dazu. Zum Anreißen der
Breite sind ein langer Winkel, ein Richtscheit oder ein gerades
Brett erforderlich. Behelfsweise lässt sich der Riss auch mit dem
Gliedermaßstab ausführen.
Das Sägen und Zuschneiden
Das Sägen oder Zuschneiden auf Länge oder Breite geschieht
traditionell meist mit der Gestellsäge oder einem Fuchsschwanz
(heute natürlich hauptsächlich mit elektrischen Geräten). Das Blatt
der Gestellsäge darf nicht verdreht sein. Es wird deshalb so
»eingefluchtet«, dass der Blattrücken einen schmalen Strich bildet.
Danach ist die Säge zu spannen. Der Riss bleibt beim Sägen schwach
stehen. Für einen genauen »Winkelschnitt«, das heißt für
rechtwinkliges Sägen, muss das Sägeblatt sorgfältig senkrecht bewegt
werden. WinkeIschnitte sind beinah stets erforderlich; ihre
Beherrschung erfordert einige Übung. Die Säge ist ruhig und
gleichmäßig zu führen, damit sie nicht »läuft«, d. h. vom Riss
abweicht. Der Abfall heißt Verschnitt. Durch überlegtes Ausnutzen
des vorhandenen Materials entsteht wenig Verschnitt.
Wie man richtig mit der Handsäge sägt
Eine scharfe Säge benötigt nur wenig Druck. Unnötiger Kraftaufwand
erschwert es einer Linie zu folgen und kann das Blatt sogar
verbiegen. Die Säge sollte gut ausbalanciert sein und eigentlich
schon unter ihrem eigenen Gewicht sanft schneiden. Um einen guten
Schnitt zu bekommen, sollte die Säge mit Arm und Schulter eine Linie
bilden. Man beginnt mit flachen Schnitten, zieht die Säge dann bis
zum korrekten Winkel hoch und führt sie in regelmäßigen, langen
Schwüngen auf und ab. Wann immer möglich, senkrecht sägen! Auch wenn
das bedeutet, dass man das Werkstück umdrehen, hinlegen o.ä. muss.
Wenn die Sägezähne zu weit auskragen, also in zu steilen Winkeln zum
Blatt stehen, ist die Säge schwerer zu handhaben. Das Blatt sollte
dann korrigiert werden.
Das Hobeln
Sorgfältiges und ordnungsgemäßes Hobeln glättet und begradigt
Oberflächen, so dass Verbindungen sauber zugeschnitten und
ausgeführt werden können. Vor jedem Gebrauch muss der Hobel
geschärft und eingestellt werden. Das Werkstück wird auf der Bank
mit Bankhaken gesichert. Es lohnt sich immer einen Kerzenstumpen zur
Hand zu haben, mit dem man die Hobelsohle immer wieder etwas wachsen
kann. Harzreste aus dem zu bearbeitenden Holz erschweren das Hobeln,
also muss man die Sohle regelmäßig mit Terpentinersatz oder
ähnliches reinigen. Um ein Stück Holz plan zu hobeln beginnt
man an den höchsten Stellen und bearbeitet anschließend die gesamte
Fläche. Speziell bei großen Oberflächen passiert es leicht, dass man
von gegenüberliegenden Ecken unterschiedlich viel abnimmt - daher
immer wieder die ganze Platte überprüfen. Um eine Kante zu hobeln
fängt man am besten in der Mitte an und arbeitet nach außen.
Die Festigkeit aller Holzverbindungen hängt von akkuratem Hobeln ab.
Nach Gebrauch legt man den Hobel seitlich hin, um zu verhindern,
dass die Schneidkante des Messers mit anderen Metallobjekten in
Kontakt kommt und abstumpft. Auf diese Weise sollte man ihn auch auf
dem Regal oder in seiner Verpackung aufbewahren. Holzhobel müssen
gelegentlich mit Leinöl eingerieben werden, um das Austrocknen des
Holzes zu verhindern.
Das Stemmen
Ein Stechbeitel hat eine lange, schmale Klinge, die sich zum
Ausheben tiefer, schmaler Aussparungen, etwa für Zapfenlöcher,
Schlitzverbindungen, und flacher Aussparungen für Türangel ebenso
eignet wie für Glätt- und Abschrägarbeiten. Ein Hohleisen dagegen
hat eine gerundete Klinge, mit der man Höhlungen und Kehlen
ausstemmen kann. Schreiner - Lochbeitel haben parallele Kanten,
Bildhauereisen können zum Schaft hin auch spitz zulaufen. Die
Schneidkante aller Beitel ist die Vorderkante der Klinge; nach ihrer
Breite bemisst sich die Größe des Werkzeugs. Die Griffe können aus
Holz oder Kunststoff sein. Man unterscheidet Beitel auch nach der
Art, wie Klinge und Griff aneinander befestigt sind: mit Angel oder
Fuß. Eine Angel ist das spitz zulaufende Ende der Klinge, das in den
Griff eingearbeitet wird, ein Fuß bezeichnet das innenkonische Ende
einer Klinge, in das der Griff eingepresst wird. Fußbeitel
(Stemmeisen) werden generell für schwerere Arbeiten eingesetzt als
Angelbeitel. Ein Beitel für schwere Belastungen kann eine lederne
Unterlegscheibe zwischen Griff und Hals der Klinge haben, die die
Klöpfelschläge dämpfen soll. Beitelklingen können im Querschnitt
sowohl rechteckig wie abgefast sein - letzteres ergibt bessere Sicht
in Höhlungen und spitzen Winkeln, etwa bei Schwalbenschwänzen.
Gefaste Beitel sind leichter, aber weniger robust als rechteckige.
Schlitzbeitel haben schmale, belastbare Klingen, die sich sowohl zum
Ausstemmen wie auch zum Entfernen von Spänen eignen.
Das Bohren
Die gebräuchlichsten Handbohrmaschinen fassen Bohrer von 1 bis 13 mm
Schaftdurchmesser; man verwendet für die auszuführenden Holzarbeiten
Spiralbohrer, Zentrumsbohrer, Forstner – Bohrer oder
Schlangenbohrer. Beim senkrechten Bohren (beispielsweise mit der
Handleier) nimmt man den Hauptgriff in die Faust und presst die
Brust dagegen; so wird genügend Druck auf den Bohrer ausgeübt. Man
sollte aber nie zuviel Druck ausüben!
Handbohrmaschinen haben Dreibackenfutter und halten daher auch
zylindrische Schäfte. Handbohrmaschinen braucht man kaum zu warten.
Sie brauchen nur hin und wieder einen Tropfen Öl in das Futter und
bei Handleiern an die Zahnräder und in eventuelle Schmierlöcher.
Ein Splittern des Holzes beim Austreten des Bohrers kann vermieden
werden, indem man bohrt, bis der Bohrer gerade so durchbrechen will,
dann das Werkstück umdreht und das Loch von der anderen Seite
vollends durchbohrt. Der Ansatzpunkt für den Bohrer ist das Loch,
das die durchtretende Bohrer Spitze hinterlässt. Das Bohren auf eine
bestimmte Tiefe gelingt am besten mit einem Tiefensteller. Man kann
diese Bohrhilfe kaufen oder aus einem Stück Holz oder Gummischlauch
selbst machen. Oft genügt aber auch schon Isolierband, das man um
den Bohrer klebt.
Das Nageln
Bei Verbindungen durch Nägel sind einige Regeln zu beachten!
Länge der Nägel:
Die Nagellänge soll im Allgemeinen das Zweieinhalbfache bis
Dreifache der Brettdicke betragen. Für 20 mm Bretter also ca. 50
mm Nägel.
Vorbohren?
Bei Hartholz und an Außenkanten empfiehlt sich das Vorbohren bis
zur Hälfte der Tiefe; Bohrer Durchmesser ist dabei =
Nageldurchmesser. Besteht die Gefahr des Spaltens, kann das Holz
eingespannt werden; bei außensitzenden Nägeln nagelt man häufig
vor dem Beschneiden. Auch das Stauchen der Nagelspitze
vermindert die Spaltgefahr des Holzes.
Versenken
Das Versenken, d. h. Einschlagen bis etwa 3 mm unter die
Oberfläche gibt den Nägeln festeren Halt und schützt vor
Verletzungen, es erfolgt mit einem Durchschlag (Senkstift) oder
einem größeren Nagel.
Umschlagen
Hervorstehende kurze Nagelspitzen auf der Rückseite sind in
Längsrichtung der Faser umzuschlagen. Eine größere Festigkeit
der Verbindung lässt sich durch entsprechend längerer Nägel
erreichen; die etwa 10 bis 20 mm hervorstehenden Spitzen werden
krampenartig und quer zur Faser umgebogen (über einem
Schraubenzieher, der Axt einem dicken Nagel usw.) und ins Holz
eingeschlagen. Am Ende einer Kante erfolgt das Umschlagen nach
innen.
Nageln "auf Zug"
Soll zwischen den Brettern kein Raum bleiben, stehen die Nägel
auf Zug; man schlägt sie in Richtung zur Fuge ein. Das geschieht
auch, wenn die Bretter durch Keile oder Zwingen zusammengepresst
worden sind. Das Randbrett erhält einen Nagel mehr. Die
Schrägstellung der Nägel ist besonders bei Hirnholz wichtig.
Das Schrauben
Die Schraubenverbindung hat gegenüber dem Nageln den Vorteil, dass
sie haltbarer ist; im Unterschied zu verleimten Teilen lässt sie
sich auch wieder lösen.
Bei Schraubenverbindungen muss man beachten:
Metallart
Verbindungen, die der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, müssen
rostfreie Schrauben (Messing, verchromte Stahlschrauben, nicht
rostende Schrauben) erhalten. Sie können auch entsprechend
versenkt und durch Kitt oder aufgeleimte Holzplättchen verdeckt
werden.
Größe
Dicke und Länge hängen vom Zweck ab. Zu dicke Schrauben
erfordern umfangreiches Vorbohren, da sonst das Holz spalten
kann. Zu lange Schrauben stehen vor, zu kurze reißen aus. Als
Richtwert gilt: Zwei Drittel des Gewindes (ab Spitze) müssen im
unteren Teil der Verbindung stecken.
Form
Meist werden Senkholz- und Halbrundholzschrauben (= Senkkopf-
und Rundkopfschrauben oder Tellerkopfschrauben) verwendet.
Halbrundholzschrauben wählt man nur dann, wenn der Kopf auf der
Oberfläche vorstehen darf.
Vorbohren / Versenken
Die Löcher für kleinere Schrauben vorstechen, für dickere
vorbohren. Der Durchmesser des Bohrers muss etwas kleiner als
der Schraubendurchmesser sein. Bohrlochtiefe: bis zu zwei
Drittel der Schraubenlänge; bei Hartholz etwas mehr. Bei
Vorbohren mit Spiralbohrer empfiehlt sich, zwei Bohrer mit
verschiedenem Durchmesser zu verwenden. Die Köpfe von
Senkholzschrauben werden versenkt. Das Aufreiben geschieht mit
dem Krauskopf (Versenker), oder einem größeren Spiralbohrer.
Eindrehen
Etwas gefettete, geölte oder über Seife gezogene Schrauben
»gehen« leichter. Der Schraubendreher muss dem Schraubenschlitz
entsprechen und bei Akkuschrauber der passende Bit verwendet
werden. Nicht verdeckte Schraubenköpfe (bei Schlitzschrauben)
dreht man so, dass alle Schlitze in Faserrichtung weisen.
Eingeschlagene Schrauben halten nicht.
Ausdrehen
Nicht eingerostete Schrauben lassen sich mit dem Umsteck
Schraubendreher von Hand oder eben mit einem Akkuschrauber
ausdrehen. Sitzen sie zu fest, oder ist der Kopf beschädigt,
kann man sie mit dem Durchschlag, dem Beitel oder durch
Ausbohren entfernen. Auch Erhitzen, bspw. mit dem Lötkolben, ist
erfolgreich.
Das Feilen und Schleifen
Feilen und Raspeln werden für gröbere Arbeiten benutzt. Vor allem
für Rundungen und abgeschrägte Ecken. Man sollte sie niemals ohne
Griff einsetzen, da die Angel gefährlich ist und leicht die Hand
durchbohren kann. Diese sollte man immer Diagonal zur Faser führen.
Für Schabhobel gibt es nur wenige Einsatzmöglichkeiten, doch eignen
sie sich sehr gut für kleine, gekrümmte Holzstücke. Sie sind dem
Putzhobel vergleichbar, aber viel schwerer zu kontrollieren. Glättet
man Kurven mit dem Schabhobel, empfiehlt es sich, immer der Maserung
kurvenabwärts zu folgen.
Nach dem Formen und Hobeln muss das Holz zumeist noch geschliffen
werden, bevor es versiegelt werden kann. Schleifmittel mit einer
Unterlage aus Papier, Gewebe oder Metall sind nach dem Grad ihrer
Körnung klassifiziert, die von 800 (sehr fein) bis 12 (sehr grob)
reichen kann. Die Schleifpartikel können mit verschiedener Dichte
aufgebracht sein; je geringer diese ist, desto besser schleifen sie,
da sie sich nicht so schnell mit Staub zusetzen. Das Schleifpapier
wird immer nur längs der Faser geführt. Man beginnt die Arbeit mit
groben Körnungen und geht dann zu mittleren und feinen über.
Elektrische Schleifmaschinen ersparen beträchtliche Arbeit beim
Glätten. Sie müssen eingeschaltet werden, bevor man sie aufs Holz
aufsetzt. Die Bandschleifmaschine ist ein schweres Gerät, mit dem
grobe Oberflächen rasch bearbeitet werden können. Ein
Schwingschleifer ist sehr viel leichter und eignet sich vor allem
für feinen Oberflächenschliff. Schleifwalzen verwendet man bei
Höhlungen oder schwierig geformtem Holz.
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